Whitepaper zu Bias in KI-Systemen

Unter „Bias“ versteht man im Kontext künstlicher Intelligenz jede Form systematischer Verzerrung, die zu ungleichen oder unfairen Behandlungsergebnissen führt. Solche Verzerrungen können entstehen, wenn Trainingsdaten bestimmte Gruppen unterrepräsentieren, historische Vorurteile enthalten oder Modelle aufgrund ihrer Architektur und Parametrierung bestimmte Muster bevorzugen. Die Folgen sind weitreichend: Neben der Beeinträchtigung von Fairness und Transparenz können Bias auch zu rechtlichen Problemen, Diskriminierung und Vertrauensverlust führen. Zudem bergen sie sicherheitsrelevante Risiken, etwa wenn fehlerhafte oder manipulative Ergebnisse Angriffsvektoren für Cyberattacken eröffnen.
Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ein Whitepaper veröffentlicht, das Entwickelnden, Anbietenden und Betreibenden von KI-Systemen eine praxisorientierte Einführung in die Ursachen, Erkennungsmethoden und Gegenmaßnahmen von Bias bietet. Bias kann in allen Phasen des KI-Lebenszyklus entstehen – von der Datenerhebung über die Modellentwicklung bis hin zum operativen Einsatz. Häufige Ausprägungen sind historischer Bias, Repräsentations- und Evaluationsbias, Populationsbias sowie Automationsbias.
Methoden und Handlungsempfehlungen
Das Whitepaper beschreibt technische Verfahren zur Erkennung von Verzerrungen, etwa qualitative und quantitative Datenanalysen, den Einsatz von Fairness-Metriken wie demografische Parität oder prädiktive Gleichheit sowie statistische Varianzanalysen. Für die Reduzierung werden Maßnahmen auf drei Ebenen empfohlen: In der Präprozessierung können Daten durch Sampling oder Reweighting angepasst werden, in der Inprozessierung kommen Techniken wie Regularisierung, Constraints oder adversariales Lernen zum Einsatz, und in der Postprozessierung können Ergebnisse nachträglich korrigiert werden, wenn die Trainingsdaten oder Modelle nicht mehr verändert werden können.
Das BSI unterstreicht, dass der Umgang mit Bias nicht nur ethische Verantwortung bedeutet, sondern auch essenziell für die Cybersicherheit ist. Manipulativ ausgenutzte Verzerrungen können zu gravierenden Sicherheitsvorfällen führen. Daher empfiehlt die Behörde, ein kontinuierliches Bias-Monitoring mit klar definierten Verantwortlichkeiten, regelmäßigen Audits und dokumentierten Bias-Logbüchern zu etablieren. Interdisziplinäre Teams sollten technische, organisatorische und rechtliche Perspektiven einbeziehen, um sowohl die Sicherheit als auch die Rechtmäßigkeit von KI-Anwendungen nachhaltig sicherzustellen.
(Foto: patpitchaya – stock.adobe.com)
Letztes Update:09.08.25
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