Netzblick: Die nächste Stufe der Videoüberwachung

Videokameras im öffentlichen Raum sehen wir mit gemischten Gefühlen. Privatsphäre für Sicherheit ist der Tausch. In Mannheim geht man nun testweise einen Schritt weiter und wertet Videobilder aus, um Straßenkriminalität zu bekämpfen. Dabei schaut die Kamera nicht auf Gesichter. Sie werden ebenso verpixelt wie private Bereiche. Die Software zur Videoüberwachung reagiert auf Bewegungen. Werden hektische, schnelle Abläufe erkannt, dann wertet ein Algorithmus sie daraufhin aus, ob sie für Gewalt typisch sind und „meldet“ das einem Polizisten. Auf dieser Basis entscheidet der dann, ob ein Streifenwagen geschickt werden muss. Natürlich kann der Computer auch erkennen, ob jemand auf atypische Weise im öffentlichen Raum liegt und vielleicht Hilfe braucht.

Schritt zur zur optischen Verhaltensüberwachung

Datenschutzrechtlich ist dieser gezielte Einsatz künstlicher Intelligenz als Hilfe bei der Polizeiarbeit so wie er nun getestet wird unproblematisch. Technisch ist er aber der erste Schritt zur optischen Verhaltensüberwachung, die in Peking in sogenanntes „Social Scoring“ mündet. Der Staat vergibt Punkte für Verhalten und stuft Menschen bei Verfehlungen negativ ein. Wer oft über rote Ampeln geht, ist in der Stadt ein Sicherheitsrisiko und besser in verkehrsarmen Gegenden auf dem Land aufgehoben. So eine staatliche Verhaltenssteuerung, um Bürger zu perfekt funktionierenden Wesen zu erziehen, muss bei uns tabu bleiben.

Erschienen im EXPRESS am 05.01.2019

Letztes Update:08.01.19

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