Neuer Studiengang „Digital Administration and Cyber Security“
Im kommenden Wintersemester wird ein weiteres Kapitel in der „Digitalen Agenda“ der Bundesregierung aufgeschlagen. Dann startet an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (HS Bund) in Brühl der Studiengang „Digital Administration and Cyber Security“ – kurz DACS. Damit setzt die Hochschule einen nachhaltigen Akzent in der Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs für die Bundesverwaltung in ganz Deutschland. Die Bewerbungsfrist für das Folgesemester läuft derzeit. DataAgenda sprach mit Prof. Dr. Anna Schulze, Prof. Dr. Lorenz Franck und Marc Sahr aus dem DACS-Team.
DataAgenda: Frau Prof. Dr. Schulze, Sie sind als Informatikerin die wissenschaftliche Leiterin des Studienganges, was lernt man in diesem Studium?
Schulze: „Der Studiengang DACS ist ein dualer Studiengang, der zu 50 % aus Fächern der Informationstechnik besteht und zu 50 % aus Fächern des Verwaltungsmanagements. Unsere Absolventinnen und Absolventen werden maßgeblich bei der Digitalisierung der Bundesverwaltung mitwirken, sei es beispielsweise bei der Einführung der E-Akte, dem Betrieb von Bürgerportalen, der Abwehr von Cybersicherheitsrisiken oder der Kriminalitätsbekämpfung im Darknet.
DataAgenda: Digitalisierung ist also das Stichwort. Verfügt Ihre Hochschule in der Corona-Zeit nicht bereits selbst über einschlägige Erfahrung in der Digitalisierung?
Schulze: „Ja, die HS Bund hat im März dieses Jahres von heute auf morgen von Präsenzbetrieb auf digitale Fernlehre umgestellt. Dafür musste die schon vorhandene elektronische Lernplattform erheblich erweitert werden. Derzeit unterhalten wir einen Mischbetrieb: Zum Teil finden die Lehrveranstaltungen in virtuellen Kursräumen statt. Soweit es die aktuelle Corona-Lage zulässt, werden die Vorlesungen und Seminare vor Ort durchgeführt.“
DataAgenda: Unabhängig von virtuellen oder realen Kursräumen, wie verläuft das DACS-Studium insgesamt aus Sicht der Studierenden?
Schulze: „Das Studium umfasst drei Jahre. Vier theoretische Semester finden in Brühl statt. Im dritten und fünften Semester können die Studierenden ihre Kenntnisse in einer Bundesbehörde erproben. Abgeschlossen wird das Studium mit einer Abschlussarbeit.“
DataAgenda: Herr Prof. Dr. Franck, Sie sind der IT-Rechtler im Team. Wie vertragen sich Informatik und Recht im Studium überhaupt?
Franck: Wir verfolgen im neuen Studiengang konsequent einen interdisziplinären Ansatz. Auf der einen Seite ist nicht alles erlaubt, was technisch möglich ist. Auf der anderen Seite macht das Recht deutliche Vorgaben, was die Verwaltung im Digitalen aktiv zu leisten hat. Unsere Absolventinnen und Absolventen werden später direkt an der Schnittstelle beider Bereiche eingesetzt und müssen sich daher auch in beiden Bereichen zuhause fühlen.
DataAgenda: Unsere Leser sind naturgemäß am Datenschutzrecht besonders interessiert. Wie viel Datenschutz steckt denn im DACS?
Franck: Für das Datenschutzrecht sind in der Tat mehrere Lehrveranstaltungen vorgesehen. Nach einer Grundausbildung im aktuellen Europäischen Datenschutzrecht folgen aufbauende Veranstaltungen, beispielsweise zur Datenschutzorganisation oder zum bereichsspezifischen Datenschutzrecht der Sicherheitsbehörden. Wir verzahnen diese Themen eng mit Fragen des Informationssicherheitsrechts und des E-Government-Rechts.
DataAgenda: Herr Sahr, Sie sind als wissenschaftlicher Mitarbeiter insbesondere mit Organisationsfragen betraut. Wo liegt genau der Unterschied zu anderen „Cyber-Studiengängen“
Sahr: Unser Studiengang weist organisatorisch und inhaltlich einige Besonderheiten auf. Der DACS bildet für den öffentlichen Dienst aus. Das bedeutet, dass unsere Studierenden bereits an der Hochschule zu Beamtinnen und Beamten auf Widerruf ernannt werden. Damit ist natürlich auch ein Anwärtergehalt verbunden: Sie werden für das Studium bezahlt. Die Praktikumsphasen werden schon während des Studiums beim späteren Dienstherrn abgeleistet, Sie lernen also den Arbeitgeber schon sehr genau kennen. Da es sich bei den Praktikumsbehörden zum Teil um Sicherheitsbehörden handelt, ist ggf. eine sog. „Sicherheitsüberprüfung“ erforderlich. Thematisch bieten wir zum Ende des Studiums eine Spezialisierung in die namensgebenden Zweige „Digital Administration“ sowie „Cyber Security“. Sie können Sich also schon zu Beginn des Studiums festlegen, ob Ihnen eher die Verwaltungsaspekte oder die Sicherheitsaspekte mehr am Herzen liegen.
DataAgenda: Sie sprechen insbesondere die Praktikumsbehörden an, welche Auswahl können die Studierenden treffen?
Sahr: Für den April haben die Studierenden eine breite Auswahl zwischen einer Reihe von Bundesbehörden: Das Auswärtige Amt, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, das Bundeskriminalamt, das Bundesverwaltungsamt, das Bundesamt für Güterverkehr, die Bundesnetzagentur, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Bundesrechnungshof haben Plätze für unsere Studierenden.
DataAgenda: Können sich die Studierenden ganz einfach an der Hochschule einschreiben?
Sahr: Nein, das geht leider nicht. Da die Studierenden in das Beamtenverhältnis berufen werden, führen wir ein Auswahlverfahren durch. Bewerbungen zum Sommersemester 2021 sind noch bis zum 16. Oktober 2020 möglich. Alle nötigen Angaben und die Bewerbungsunterlagen können einfach auf unserer Online-Plattform hochgeladen werden.
DataAgenda: Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Levent Ferik
Kontakt zur Studiengangsleitung:
Prof. Dr. Anna Schulze
Tel.: (0228) 99 629 – 8132
Mail: DACS-Info@hsbund.de
Web: www.hsbund.de/dacs
Letztes Update:28.08.20
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